Dienstag, 5. November 2019

Die hART MUC 2019

Bei so viel ART braucht es hART

 

34 Künstler boten in der Galerie U 108, der Ungererstrasse 108 am Nordfriedhof München, der ART MUC parole.

Anlass war es, eine Kritik an der Übermarketingisierung von Kunst zu üben und ebenso einen Realitäts- und Qualitätsanspruch für studierte Kunstschaffende geltend zu machen, um in diesem Meer nicht gänzlich unterzugehen.

 


 



















"Die hArt Munich 2019 stellt aktuelle Kunst vor. Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt parallel zur ART München. Die Idee des Salon des Indépendants begann in Paris im Jahre 1884 und hat nichts von ihrer Kraft verloren. Der Kunstmarkt ist ein festes Gefüge aus Kontakten, Erwartungen und Ausdruck eines relativ kleinen Kreises von Fachleuten sowie der Bereitschaft Geld zu investieren. Diesem Gefüge eine offene Struktur gegenüberzustellen ist die Idee der hArt. Die Galerie U 108 hat die Ausstellung für München konzipiert und war dabei offen für Vorschläge aus dem persönlichen Netzwerk. Xiaoer Liu aus Berlin hat beispielsweise eine Bilddatei geschickt, die ausgedruckt wird als Beitrag für die Ausstellung. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ist damit ein Tool für junge aktuelle Kunst geworden. Natürlich gibt es auch Originale im klassischen Sinn.
Was könnte denn bezeichnend werden für das 21. Jahrhundert, dass sich von der Postmoderne zu lösen beginnt? Prozesshaftigkeit, das Prinzip Hoffnung, ein authentischer Ausdruck? Die hArt ist visuelles Erlebnis und lädt ein zum Diskurs mit persönlichen Ansätzen."
Peer Gessing, Baden-Baden, 2019

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"Auch Kleinbuchstaben machen Furore.
Frech und störend legt sich das kleine h über den Anfang des internationalen Kunst-Worts.
Ein kleiner Aufstand im Mainstream gewordenen Neo-Biedermeier.
Das Symptom: Geistige Dekadenz zugunsten des Auffettens eines menschenleerenden Materialismus. Im Quotentakt macht er sich über die Kunst her. In der Folge Destruktion und entgeistertes Vakuum. Das individuelle Kunstwerk soll Massenware. Der Künstler soll Erzeuger im Diktat eines Marktes. Technische Reproduzierbarkeit macht Quotenkunst. Und der Umsatz hat recht. Mit „hART MUC“ macht es sich die "Realismus-Avantgarde" einmal mehr zur Aufgabe, das Konterkarieren des Geldscheffelns mit dem Kunstschaffen aufzuzeigen. Es ist mehr als Kunst von Zeitgenossen. Es ist der Eulenspiegel einer Gegenwart, der die Bedeutung von Kunst und Kultur frappierend reflektiert, sich mutig neben die Riesen stellt und mit deutlicher Stimme sagt:
Wir bereichern die Geister und zerklopfen den massiven Beton um die verschlossenen vier Wände. Ein h für hArt wie ein h für Horizonterweiterung. Denn Kunst ist Wert."
Klaus Oberrauner, Kulturjournalist, Wien, 2019

 

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"Die hART MUC ist ihrem Namen nach eine bewusste Anspielung auf die gleichzeitig stattfindende ART München, eine Kunstmesse unter tausenden, die durch GmbHisierung und eigene wirtschaftliche Mechanismen und Akteure ein Konglomerat aus ganz speziell geschützten und gestützten Institutionen darstellt.

Was tun im Falle einer Einverleibung der Kunst in einen Markt, der sich speist aus Bewertungsmechanismen von „cute“, „interesting“ und „collector’s trends“? Was tun im Falle einer Kunstproduktion, die mehr auf Verkauf als Vermittlung setzt und die millionenschwere Ikonen produzieren will, aber dann so häufig doch nur im Bereich der Dekoartikel verbleibt?

Auf der hART MUC stellen Arbeiten von 34 Künstlerinnen und Künstlern ein großes Fragezeichen hinter die undurchschaubaren Selektionsprozesse des Kunstmarktes und ihrer Torwächter und damit auch hinter die Kunstproduktion an sich.

Die Arbeiten sind auf lässige und selbstironische Weise nicht weniger ikonisch als die uns bekannten schwarzen Quadrate. Sie sind aber auch oftmals konkrete, symbolische Referenzen der heutigen Popkultur – oder einer Popkultur, die es womöglich noch gar nicht gibt? Unablässig finden sich modifizierte Objekte, deren Alltagsfunktionen erkennbar sind und welche in ihrem hybriden Dasein herrliche Kommunikationsräume ermöglichen anstatt sich in künstlerische Abstraktion zu flüchten.

Vielmehr geht es genau um das undefinierbare absurd-komische Hybride, eine Kunst und eine Kunstinterpretation, die nicht durch Broschüren erklärbar und vermarktbar gemacht werden kann und muss. Es sind Arbeiten, die sich an aktuellen Themen sowohl des Kunstmarkts wie auch der Gesellschaft abarbeiten und in ihrer Aktualität und Präsentation keinen Anspruch auf Ewigkeit/Rendite erheben oder erheben müssen.

Insofern ist die hART MUC keine Antwort auf die Münchner Kunstmesse. Sie ist ein Gegenentwurf des Kunstproduzierens und des Kunstzeigens."

Anna Fedorova, Kunsthistorikerin, Berlin, 2019

   

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Teilnehmende Künstler waren

Tornike Abulatze
Mashiko Aghapishvili
Gin Bahc
Lorenz Bögle
Holger Bunk
Adam Cmiel
Thomas Christians & Yoko Ono
Desirée Eppele
Erik Esso
Anna Fedorova
Tatjana Gaer
Peer Gessing
Stephan Hörnig
Thaddäus Hüppi
Ji Won Jung
Helene Kadura
Istihar Kalach
Peco Kawashima
Jimmy E. Langer
Maximilian Lanzl
Frank Lassak
Woo Jin Lee
Xiaoer Liu
Frank Martin
Maximilian Martinez
Eric Michalak
Lou JP Mußgnug
Daniel Neumann
Inq Park
Martin Pöll
Sebastian Quast
Vivien Ruxton
Sebastian Späht
Rubica von Streng
Georg Vesper